Ich mag einfache, rechteckig abgestochene Brötchen. Und wenn man ihnen genügend Ruhezeit gibt, dann entwickeln selbst Vollkornbrötchen eine ausgesprochen schöne, grobporige Krume. Ein bisschen Trickserei zur Stärkung des Glutengerüsts tut ihnen dabei aber auch immer gut, vor allem wenn es sich um Brötchen mit Dinkel- und Emmer-Anteil handelt. So enthalten diese Brötchen sowohl enzymaktives Bohnenmehl als auch Vitamin C in Form von Hagebuttenpulver – beides ist kein absolutes Muss, es verbessert aber die Glutentwicklung erheblich und ermöglichst so eine grobe Porung. Ansonsten folgt das Rezept mal wieder dem vertrauten Schema der Luftikuss-Brötchen: lange Gare, regelmäßiges Falten des Teiges und eine schonende Aufarbeitung. Die Haferkleie als Aufstreu gibt zusätzliches Aroma und Biss und hilft, die Kruste knusprig zu halten.
Monats-Archiv: August 2020
Pain Polka
Pain Polka, oder auch Polka-Brot, bezeichnet in Frankreich nicht ein bestimmtes Rezept, sondern die Art, wie die Kruste in viele kleine Rechtecke eingeschnitten wird.
Als Grundlage für dieses Polka-Brot dient ein Sauerteig, der mit einer 20/80 Mischung aus Roggenmehl und Weizenmehl angesetzt wird. Dadurch entwickelt der Sauerteig ein kräftiges Aroma, aber ohne eine starke Säure.
Das Mehl aus einer Mischung aus Roggen und Weizen besteht, war in früheren Zeiten durchaus normal. Oft wurden Weizen und Roggen gemischt angebaut, wodurch man Totalausfälle bei der Ernte in schlechten Jahren vorbeugte. Die Zusammensetzung schwankte dann je nach Witterung– mal überwog der Weizen, mal der Roggen. Für die Brotbäcker war es bestimmt eine Herausfoderung, die Rezepte nach jeder Ernte neu anzupassen. Wie gut, dass wir heute „von Hand“ mischen können!
Piadina
Wem bei heißen Temperaturen nicht der Sinn danach steht, den Backofen anzuschalten, der hat mein vollstes Verständnis. Auch ich überlege ganz genau, ob und wann ich etwas backe. Meist versuche ich, auf gut gefüllten Brotvorräte im Gefrierschrank zurückzugreifen. Alternativ mag ich aber auch Rezepte, bei denen ich nur eine Pfanne zum Backen brauche.
Die Piadina sind eine Entdeckung des letzten, heißen Sommers. Es sind italienische Pfannen-Fladenbrote. Die Rezepte für den Teig sind mannigfaltig, jede Region soll ihr eigenes Rezept haben. Ich habe Varianten mit Hefe, Hirschhornsalz oder Backpulver gefunden und manchmal kam Schmalz und manchmal kam Olivenöl in den Teig. Die Gemeinsamkeit ist ein fester Teig der auch in der Pfanne nicht allzu sehr aufgeht.
In meiner Variante sorgen Sauerteigreste für einen vielschichtigen Geschmack. Gleichzeitig ist es natürlich eine gute Resteverwertung. Auch bei der Füllung kann man auf Reste zurückgreifen: Mozzarella und Tomate haromieren gut mit einem Rest rotem Tomaten-Pesto und Basilikum, aber auch übrig gebliebener Ruccola kann man z.B. mit gegrilltem Gemüse, Schnittkäse und für Fleischesser Parmaschinken kombinieren. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Dinkel-Saftkorn
Mit meiner Mama backe ich gerne Brote im Holzbackofen. Entweder backen wir dann in einer größeren Gruppe im großen Museumsofen oder daheim im kleinen Holzbackofen im Garten. Die erste Backaktion nach der Ankunft des Krümmelchens fand coronabedingt im heimischen Garten statt. Bei der Rezeptauswahl haben wir auf einen Mix aus Bewährtem (Lieblings-Weizenmischbrot, Feinbrot, Baumstriezel) und einem neuen Rezept gesetzt.
Allerdings enthält auch das Dinkel-Saftkorn bekannte Elemente. Das Kern-Kochstück mit Pellkartoffelmehl und gemahlenen Leinsamen als Frischhalter hat sein Vorbild im Kamut-Körner-Kasten aus meinem “Vergessene Getreideschätze”-Kurs. Die Zusammensetzung der Saaten und die Buttermilch sind hingegen neu bei dieser Kochstück-Variante.
Schrippen
Brötchen haben einen besonderen Platz in meinem Herzen – was man bei dem Blick ins Rezeptarchiv schnell merkt. Wenn man allerdings frische Brötchen frühstücken möchte, muss man entweder früh aufstehen oder man greift auf eine kalte Stockgare zurück. So muss man am nächsten Morgen nur noch die Brötchen formen, gehen lassen und backen. Durch die kalte Gare entwickeln die Brötchen zudem ein ausgezeichnetes Aroma.
Schrippen wie auch bei dieser Variante mit süßem Starter zeichnen sich durch die Art, wie sie geformt werden, aus. Dabei entsteht automatisch ein Saum, an denen die Brötchen einreißen – praktisch, wenn man mit dem Einschneiden von Schnittbrötchen noch auf dem Kriegsfuß steht!