In der sehr lesenswerten Sammlung “Bäuerliches Brotbacken in Westfalen” heißt es über den Roggenstuten: “Die Roggenstuten hießen nur so. Sie bestanden aus gut einem Drittel gebeuteltem Roggenmehl und schwach zwei Drittel Weizenmehl, Vollmilch, einigen Eiern. Diese Sitte hielt jeder Hof hoch.” Bis in die Mitte des 19. Jahrhundert war es nach diesem Bericht im Artland üblich gewesen, diese Art des Stuten nur zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten zu backen, danach wurde er ein alltägliches Gebäck. Wenn man den Spruch aus dem Bergischen Land “Christtags dann backt jedermann, Ostern aber nur wer kann, Pfingsten bloß ein reicher Mann” denkt, der aus der gleichen Zeit stammt, kann man erahnen, dass die Landwirtschaft im Artland wohl einträglicher war als im kargen Bergischen. Auch Vollmilch spricht für einen gewissen Wohlstand, da in ärmeren Gegenden der Rahm abgeschöpft wurde um daraus Sauerrahmbutter für den Verkauf herzustellen.
Meine Variante des westfälischen Roggenstutens enthält einen kleinen Sauerteigzusatz, damit ein Teil des Roggenmehls versäuert wird. Ansonsten habe ich mich an die Angaben gehalten: gut ein Drittel helles Roggenmehl (35%), Vollmilch und zwei Eier geben diesem feinen Weizenmischbrot eine flauschige Krume. Durch die Eier bekommt das Brot eine sehr schöne Krustenfarbe und die Kruste wird auch schön knusprig. Und ich kann verstehen, dass dieses Brot bei entsprechenden Wohlstand auch regelmäßiger als nur zu den höchsten Feiertagen gebacken wurde. Es ist aromatisch, flauschig und knusprig zugleich. Ein richtig tolles Alltagsbrot!
Westfälischer Roggenstuten
ergibt 2 Brote
Sauerteig
- 150g Roggenmehl Type 1150
- 150g Wasser
- 15g Sauerteig
Teig
- Sauerteig
- 650g Weizenmehl Type 550
- 200g Roggenmehl Type 1150
- 500g Vollmilch
- 110g Ei (2 Eier Größe M)
- 10g Hefe
- 20g Salz
Für den Sauerteig, Wasser und Mehl miteinander verrühren. Bei 25°C (z.B.Mikrowelle mit eingeschalter Beleuchtung) etwa 12-14 Stunden gehen lassen.
Am nächsten Morgen alle Zutaten für den Teig erst 5 min bei langsamer Geschwindigkeit, dann 8 min bei hoher Geschwindigkeit kneten.
Den Teig 3 Stunden bei Raumtemperatur gehen lassen.
Nun den Teig auf die bemehlte Arbeitsfläche stürzen, den Teig halbieren und zu runden Broten formen. Mit der Saumseite nach unten in gut ausgemehlten Gärkörbchen legen.
Das Brot 75 min gehen lassen.
Den Backstein im Ofen auf 250°C aufheizen. Die Brote in den Ofen einschießen und käftig schwaden. 10 min bei 250°C backen, dann die Temperatur auf 180°C absenken, Dampf ablassen und weiter 40 min backen. Für eine besonders knusprige Kruste kann man für die letzten 10 min den Ofen auf Umluft schalten.
Hi liebe Stefanie, wieder ein wunderbares Rezept, das ich unbedingt ausprobieren möchte. Tausend Dank für diese Inspiration! Eine Frage habe ich dazu. Ich kenne Stuten aus meiner Kindheit und Junged (bin im Münsterland ergo Westfalen aufgewachsen) nur als Kastenbrot. wäre das hier auch denkbar und wäre dafür eine Anpassung der Backzeitwn notwendig? Danke im Voraus und herzliche Grüße aus Thessaloniki bzw. morgen wieder aus Berlin
@Susanne: Kastenform geht auf jeden Fall. Die Backzeit verlängert sich um etwa 5-10 min, da die Backform natürlich etwas Hitze schluckt. Ich würde die letzten 15 min das Brot ohne Form backen, dann werden alle Seite auch schön knusprig.
danke liebe Stefanie für die rasche Antwort – und noch eine Frage: Könnte ich dem Teig alternativ zu 3h Gare bei Raumtemperatur auch über Nacht in den Kühlschrank stellen? Was würdest du empfehlen? Danke für Deinen Rat
@Susanne: Ja, das past auch 🙂 Evtl. wird die Säure ein wenig prägnanter, aber das ist ja nicht schlimm.
Danke Stefanie – ich werde es probieren und berichte dann
Ein super leckeres Brot, sehr aromatisch ,es passt zu Wurst und auch Gelee hervorragend.Es freut mich ,dass es nicht kompliziert ist und so gut schmeckt!Danke für das tolle Rezept!Liebe Grüße,Elisabeth
Liebe Stefanie!
Meine Mama erzählt mir das Sie früher immer einen Korinthen-Roggenstuten gekauft bekommen hat (entweder in Köln oder in Waldbröl). Meinst Du Korinthen würden hier rein passen?
Das Schoko-Schwarzbrot ist übrigens super, der Kleine ist sehr zufrieden und die Apfelrosen von Dir sehen super aus.
Schöne Grüße
Stefanie
Das Brot ist super geworden, echt toll. Könnte ich aber den Roggen Anteil auch noch deutlich erhöhen, um es ein bisschen dunkler und rustikaler zu bekommen?
Danke, liebe Grüße
@Lydia: Du könntest die Sauerteigmenge erhöhen (200g Roggenmehl, 200g Wasser, 20g Anstellgut) und im Hauptteig entsprechend 350g Roggenmehl und 450g Weizenmehl und 450g Milch. Beim Roggenmehl im Sauerteig könntest du auch auf Vollkorn umschwenken, dann wird es nochmal rustikaler 🙂
Hallo Stefanie,
vielen Dank für Deine Info zu diesem Stuten. Ist noch nicht ganz richtig, bin aber auf dem Weg. Wir haben ihn als 1kg Brot hier stehen und futtern ihn weg. Schmeckt super mit allem was Westfalen zu bieten hat von Marmelade bis Dosenwurst und Schinken, Schmalz nicht vergessen.
Ich backe immer mit Freude Deine Rezepte, weil auch einige unübliche dabei sind und vor allem Ortsübliche.
Ich melde mich wieder
Lg Rudolf
Hallo Stefanie, wie versprochen, hier bin ich mit den Ergebnissen.
Der Westfälische Roggenstuten ist Top aber nicht der, der meiner Frau vorschwebte, das macht nix, dafür ist er jetzt ein leckeres Alltagsbrot.
Danach habe ich mir Deinen “Feinen Sonntagsstuten” vorgenommen, mit folgender Änderung:
Vorteig: 120g WzT1050+120W+8g ASG/Wz 14Std-ca.24°C
Sahne, Creme Fraiche, Wasser, Zucker und Vanilleschote raus, dafür 525g Milch als gesamt Schüttflüssigkeit rein
Salz 21g
Hat mit dem Sonntagsstuten nichts gemein, aber das Gerüst war genau das was ich brauchte.
Der Stuten ist ungesüßt und so wie ihn meine Frau wollte, geschmacklich nahezu den Punkt getroffen. Ach ja, kein Mehl von Bongu, Eiling, oder so, Kaufland Mehl, das was sich die Leute damals leisten konnten.
Der wird jetzt ihr ungesüßter Stuten mit Schwarzbrot als “Klappstulle”, so wie sie es als Kind von zu Hause her kennt.
Vielen Dank für Deinen tollen Ideengeber
Gruß Rudolf