An mir gehen Trends ja durchaus schon einmal vorbei. Die Pinsa Romana ist genau so eine Geschichte. Bis vor kurzen kannte ich nicht einmal den Namen. Aber ein Fertigprodukt im Supermarkt weckt die Neugierde und schon war ich im Netz unterwegs und recherchierte Rezepte und die Geschichte der Pinsa.
Bei der Pinsa handelt es sich um ein Fladenbrot, das ähnlich wie Pizza belegt und gebacken wird, auch auf etlichen Blogs findet man Rezepte. Es ranken sich dabei allerlei Mythen um die Pinsa, z.B. sollen bereits die alten Römer im ersten Jahrhundert nach Christus diese Fladen gebacken haben. Das ist allerdings genau das: ein Mythos. Denn die Pinsa inklusive der netten Mythen ist die Erfindung eines Geschäftsmann aus Italien.Trotzdem findet man auch bei aktuellen Blogbeiträgen immer noch die Römer-Geschichte. Und so schwanke ich zwischen Bewunderung für eine clevere Marketingidee und einer mittelschweren Verzweiflung über die Neigung von Bloggern und anderen Akteuren in den sozialen Medien, ohne eigene Recherche “Fakten” einfach voneinander abzuschreiben.
Auch sonst liest man den einen oder anderen Quatsch, wenn man sich Rezepte und Artikel zum Thema Pinsa durchliest. Mein Highlight war die Aussage, dass die Pinsa besser verträglich als Pizza wäre, da sie durch die lange Gehzeit im Magen nicht mehr gären würde. Grundsätzlich gärt aber nichts im Magen, wenn man nicht gerade eine größere Menge Hefe pur schluckt – und selbst die stirbt im Magen aufgrund der Magensäure nach kurzer Zeit ab. Und durch das Backen ist die Hefe im Teig eh abgetötet worden. Was aber bekanntermaßen stimmt, ist die Feststellung, das längere Gehzeiten bestimmte Stoffe wie Fodmaps abbauen, wodurch die Verträglichkeit erhöht wird. Dabei reichen allerdings “nur” vier Stunden, und auch ein guter Pizzateig sollte eine längere Zeit, am Besten über Nacht oder länger, gehen.
Die Pinsa reizte mich aber trotzdem, gerade die sehr lange Führung (unter 24 Stunden Teigruhe geht da gar nichts) lockte mich, sie selbst auszuprobieren. Und da ich ja eh eine Schwäche für sehr weiche Fladenbrote habe, musste sie einfach getestet werden. Das Rezept habe ich darum an mein Standardrezept für Fladenbrote angelehnt, natürlich mit Reis- und Sojamehlbeimischung. Und was soll ich sagen: auch wenn sie “nur” ein Produkt der Neuzeit ist, sie ist köstlich! Dadurch, dass der Boden ohne Belag gebacken wird, geht er viel lockerer und grobporiger auf wie eine vergleichbare Pizza. Das zweistufige Backen und das Reismehl machen die Kruste knusprig.
Pinsa
Teig
- 400g Mehl Type 550
- 75g Reismehl
- 25g Sojamehl
- 380g Wasser 1
- 20g Olivenöl
- 1g Hefe
- optional: 20g süßer Starter (am Besten direkt nach dem Füttern verwenden)
- 12g Salz
- 50g Wasser 2
Belag nach Wunsch, z.B.
- Tomatensoße
- Mozzarella
- Ruccola
- kleine Tomaten
Die Mehle mit Wasser Teil 1, Salz, Öl, süßer Starter und Hefe bei langsamer Geschwindigkeit für 12min kneten, dann weitere 3 min bei schneller Geschwindigkeit. Das Gluten-Gerüst sollte jetzt gut entwickelt sein (Fenstertest). Nun bei langsamer Geschwindigkeit das Wasser Teil 2 in kleinen Portionen in den Teig einkneten. Am Ende sollte ein weicher Teig entstanden sein.
Den Teig 2-3 Tage im Kühlschrank gehen lassen. Alle 12 Stunden den Teig in der Schüssel dehnen und falten.
Die Teigoberfläche mit Mehl bestreuen und den Teig möglichst vorsichtig auf die Arbeitsfläche stürzen. Es sollten so wenig Gärblasen wie möglich zerstört werden!
Den Teig in drei Portionen teilen und jede Portion vorsichtig rundschieben.
Die Teiglinge 2 Stunden gehen lassen. Währenddessen den Ofen mit Backstahl oder Backstein auf 300°C aufheizen. Schafft der Ofen wenig, verlängert sich die Backzeit.
Nun die ersten beiden Teigstücke vorsichtig zu einem runden Fladen von etwa 25 cm flachdrücken. Bei 300°C für etwa 3 min backen, dann die Pinsa mit Tomatensoße, Tomaten und Mozzarella belegen und zu Ende backen (3-4 min).
Mit dem restlichen Teig genauso verfahren!
Alternativ lassen sich erst alle Fladen vorbacken, und können dann belegt und zu Ende gebacken werden.
hallo,ich wüsste gern,was süsser Starter ist?….und,wenn man ihn nicht hat,wird dann der Hefeanteil erhöht?…und um wieviel?
@Maria: Wenn du auf den unterstrichen (in der PC-Version) bzw. blauen Text (Mobile Version-des Blogs) “süßer Starter” im Rezept klickst, kommst du auf die entsprechende Seite mit der Erklärung.
Optionale Zutaten können aber einfach weggelassen werden 🙂
danke für die schnelle Antwort…habs schon gefunden…..vielen Dank
habs übersehen.
Hallo Stefanie,
kann ich statt Soja und Reismehl auch mehr 550 Mehl nehmen?
LG Gaby
@Gaby: Natürlich, dann bist du geschmacklich allerdings wieder bei der “normalen” Pizza. Zumindest das Reismehl (bzw. gemahlener Reis) würde ich beibehalten, da es die Krume und Kruste beeinflusst.
Hallo Stefanie, ich habe schon öfters Pinse gegessen- sehr lecker! Durch was könnte man das Sojamehl ersetzen? Meine Tochter ist allergisch…
Schöne Grüße
Katrin
@Katrin: Ich würde einfach Weizenmehl nehmen.
Da bin ich ja gespannt! Wir haben einen Italiener hier, der sehr leckere Pinsa anbietet. Ich habe daraufhin ein Rezrpt ausprobiert, in das auch Kichererbsenmehl gehört: wenn die Pinsa ganz heiß und frisch war, ging es- aber das Kichererbsenmehl machte einen bitteren Nachgeschmack. Vielleicht war das Mehl schon alt, als ich es kaufte- egal- nicht lecker. Jetzt hab ich ja eine neue Chance mit deinem Rezept!
Dankeschön!
Hallo Stefanie,
auch wenn Dein Artikel schon ein paar Tage alt ist, so habe ich ihn mit viel Genuss gelesen – und zwar nicht nur wegen dem Rezept an sich, sondern Deinen klaren Worten zu dem Unsinn, der im Internet oft zum Thema Hefe und Hefeteig geschrieben wird.
Und zum Genuss: heute backe ich das erste Mal Dein Rezept nach:-)