Kategorien-Archiv: Brot

30. Oktober 2021

Westfälischer Roggenstuten

Westfälischer Roggenstuten (2)In der sehr lesenswerten Sammlung “Bäuerliches Brotbacken in Westfalen” heißt es über den Roggenstuten: “Die Roggenstuten hießen nur so. Sie bestanden aus gut einem Drittel gebeuteltem Roggenmehl und schwach zwei Drittel Weizenmehl, Vollmilch, einigen Eiern. Diese Sitte hielt jeder Hof hoch.” Bis in die Mitte des 19. Jahrhundert war es nach diesem Bericht im Artland üblich gewesen, diese Art des Stuten nur zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten zu backen, danach wurde er ein alltägliches Gebäck. Wenn man den Spruch aus dem Bergischen Land “Christtags dann backt jedermann, Ostern aber nur wer kann, Pfingsten bloß ein reicher Mann” denkt, der aus der gleichen Zeit stammt, kann man erahnen, dass die Landwirtschaft im Artland wohl einträglicher war als im kargen Bergischen. Auch Vollmilch spricht für einen gewissen Wohlstand, da in ärmeren Gegenden der Rahm abgeschöpft wurde um daraus Sauerrahmbutter für den Verkauf herzustellen.

Meine Variante des westfälischen Roggenstutens enthält einen kleinen Sauerteigzusatz, damit ein Teil des Roggenmehls versäuert wird. Ansonsten habe ich mich an die Angaben gehalten: gut ein Drittel helles Roggenmehl (35%), Vollmilch und zwei Eier geben diesem feinen Weizenmischbrot eine flauschige Krume. Durch die Eier bekommt das Brot eine sehr schöne Krustenfarbe und die Kruste wird auch schön knusprig. Und ich kann verstehen, dass dieses Brot bei entsprechenden Wohlstand auch regelmäßiger als nur zu den höchsten Feiertagen gebacken wurde. Es ist aromatisch, flauschig und knusprig zugleich. Ein richtig tolles Alltagsbrot!

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23. Oktober 2021

Berwanger Kaffeebrot

Berwanger Kaffeebrot (2)Ich schwelge noch ein wenig in Erinnerungen an den schönen Backkurs in Berwang im Tirol. Es war einfach stimmig: supernette Teilnehmer, eine schöne Unterkunft und herrliche Umgebung. Am ersten Tag überraschte uns eine geschlossene Schneedecke, die für Winterstimmung sorgte, die restlichen Tage hatten wir klares, wenn auch kaltes Wetter mit strahlend blauen Himmel. Ich hätte es auch noch länger da ausgehalten.

Einzig eine Sache hat mich eiskalt erwischt: Im Tirol ist Rübenkraut bzw. Rübensirup völlig unbekannt. Es stand eigentlich das leckere schwedische Kaffeebrot auf dem Plan, aber das braucht auf jeden Fall Rübenkraut. Was machen? Unsere Gastgeberin brachte vom Einkaufen stattdessen Zwetschgenröster mit und so wurde das Berwanger Kaffeebrot geboren. Da der Zwetschgenröster zwar weniger süß, aber dafür fruchtiger ist, habe ich im Teig die Cranberries reduziert und dafür mehr Kürbiskerne verwendet.Und da die Zwetschgen mehr Feuchtigkeit in den Teig bringen, wurde die zusätzliche Flüssigkeit im Teig gestrichen. Etwas Röstmalz sorgt ausserdem für die fehlenden Röstbitterstoffe.
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2. Oktober 2021

Auffrisch-Kartoffelbrot mit rohen Kartoffeln

Auffrisch-Kartoffelbrot mit rohen Kartoffeln (2)

Tage mit Kleinkind laufen nicht immer wie geplant (ich berichtete schon). Darum musste auch beim zweiten Brot für den Backtag ein wenig improvisiert werden, da die Kartoffelmenge nicht mehr für das geplante bergische Kartoffelbrot reichte. Den Sauerteig hatte ich auch vergessen, anzusetzen und so wurde stattdessen auf einen süßen Starter-Auffrisch-Rest aus dem Kühlschrank zurückgegriffen. Pellkartoffelmehl ersetzte die fehlende Kartoffel und alles ließ sich am nächsten Morgen in deutlich entspannterer Atmosphäre zusammenkneten.

Im Holzbackofen wurden die Brote dann leicht angeschoben (also dicht an dicht) gebacken. Dadurch bekommen sie einen schönen rustikalen Bauernbrot-Charakter. Und da das Brot so wunderbar lecker kartoffelig schmeckt und eine tolle Alternative für Situation ist, die ein “schnelles” Rezept fordern, musste das Rezept einfach in den Blog wandern.

Und wer eine Alternative für das Pellkartoffelmehl sucht, findet sie im Rezpettipp ganz am Ende des Rezepts!

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25. September 2021

Goldlaib (Feierabend-Rezept)

Goldlaib (1)

Was mit Körnern, so lautete der Wunsch des Liebsten, als ich ihn nach Brotwünschen fragte. Der Vorrat gab goldene Leinsamen, Sesam, Sonnenblumenkerne und Lupinenschrot her und ein Restchen Tahin wollte auch verbraucht werden.

Das Lupinenschrot ist eine relativ neue Entdeckung von mir, macht sich, wie ich finde, aber ausgesprochen gut im Brot. Man bekommt es bei uns inzwischen sogar schon in der Bio-Ecke des Supermarktes. Wer aber kein Lupinenschrot hat, kann auch auf geschrotetes Soja oder Sonnenblumenkerne ausweichen.

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18. September 2021

Vollkorn-Dinkel-Müslibrötchen (Feierabendrezept)

Müsli-Brötchen (3)

Diese Brötchen stehen schon eine sehr lange Zeit auf meiner toDo-Liste. Zumindest ihr Grundgerüst stand schon sehr lange fest, die Mischung aus Cranberries, Pistazien, Walnüssen und weißer Schokolade ist allerdings eher dem Aufräumen der Backschublade geschuldet. Die “backfesten” weißen Schokoladen-Tropfen haben mich dabei allerdings etwas enttäuscht, da sie sich als genauso wenig backfest wie “normale” weiße Schokolade erwiesen haben und nach dem Backen nur noch als feuchte Stellen im Teig zu erkennen waren. Das nächste Mal würde ich sie weglassen oder durch Zartbitterschokolade zu ersetzen.

Sie sind zwar optisch keine rechten Schönheiten, da sie vollgestopft mit der Frucht-Nuss-Mischung sind. Aber trotzdem finde ich die Brötchen köstlich, nussig und süß-sauer durch die Früchte und Nüsse. Und darum gibt es die “Nicht hübschen”-Brötchen trotzdem im Blog.

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11. September 2021

Bergischer Roggenstuten

Bergischer Roggenstuten (2)Das Büchlein “Omas Bergische Backstube” fasziniert mich weniger wegen seiner (Standard-)Rezepte als wegen den sehr gut recherchierten Vorworten zu den einzelnen Kapiteln. Besonders das Kapitel zum Thema Brotbacken im 18.-19. Jahrhundert im Bergischen Land hat es mir (selbstverständlich) besonders angetan. Es zeugt von dem kargen Leben der Menschen, und das Dinge wie Weizenmehl (von Zucker ganz zu schweigen) zu den Luxusgütern gehörte. Da ein Pfund Weizen genauso viel kostete, wie ein Bauer an einem Tag verdiente, hieß es im Bergischen zum Thema Weizen(-misch)brot darum lange: “Christtags dann backt jedermann, Ostern aber nur wer kann, Pfingsten bloß ein reicher Mann”.

Auf den kargen Böden im Bergischen wuchs der Roggen besser und so gehörten Roggenstuten mit hohen Roggenanteil bis ins 20. Jahrhundert hinein zu den weitverbreiteten Feingebäcken. Denn so konnte man wertvollen Weizen einsparen. Auch so mancher Leserkommentar zur regionalen Brote-Reihe hat gezeigt, das Roggenstuten bis vor gar nicht so langer Zeit noch weit verbreitet waren. Und darum kommt heute etwas, was ich schon lange versprochen habe: Ein Roggenstuten mit 50% Roggenanteil. Er orientiert sich an dem grob umrissenen Bild aus “Omas Bergischer Backstube”, er ähnelt durch den eingesetzten Zucker aber eher einen Roggenstuten aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die kärgere Variante ohne Zucker und Butter, wie sie im 18. Jahrhundert nicht nur im Bergischen üblich war, steht aber schon auf meinem Plan.

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4. September 2021

Landkruste

Landkruste (2)Eigentlich plante ich für das gemeinsame Brotbacken mit meiner Mutter ein Roggenschrotbrot ohne Sauerteig (Rezeptwunsch von lieben Nachbarn). Da Roggenkörner bis auf einen winzigen Rest Waldstaudenroggen aus waren, war ein Trip zum Supermarkt ein fest eingeplanter Tagespunkt. Doch das Kindelein konnte mal wieder tagsüber nicht schlafen. Stattdessen hing es jammernd auf meinem Arm. Da der Liebste ob der vorangegangen, auch nicht ruhigen Nacht ebenfalls in den Seilen hing, schickte ich ihn ins Bett und verbrachte etliche Zeit mit Kleinkind-in-den-Schlaf-tragen. Am Ende konnte sogar ich 20 Minuten im Bett dösen. Als wir dann alle wieder wach waren, sagte die Warnapp “Gewitter der Stufe 4” voraus und ich weigerte mich daraufhin, das Haus zu verlassen. Das war eine der besten Entscheidungen der Woche, denn das, was da vom Himmel kam, war ein Starkregen erster Güte. Und so habe ich alles zusammengesammelt, was die Küche an Körnern so hergab, und ein ganz anderes Rezept gebacken.

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4. August 2021

Neue Kurstermine für den Herbst 2021

Wir wagen es und planen “Vor Ort”-Backkurse für den Herbst 2021. Natürlich finden die Kurse unter den entsprechenden Schutzbedingungen (Maske, Test oder Impfung, reduzierte Teilnehmerzahl) statt und nur solange, wie die Inzidenzen es zulassen. Da wir in den letzten anderthalb Jahren gelernt haben, dass sich die Situation schnell ändert, habe ich den ersten Kurs im Raum 44 (Brötchen und Kleingebäck) bereits für Mitte September geplant, in der Hoffnung, dass uns bis dahin nicht die nächste Welle erwischt hat.

Dabei ist ausserdem auch wieder ein Kurs für Vollkornliebhaber und Liebhaber alter Getreidesorten namens “Vergessene Getreideschätze” Anfang November. In dem Kurs werden wir verschiedene Vollkorn-Brote und Brötchen aus Dinkel, Emmer, Einkorn und Kamut backen und auch dieser Kurs findet im Raum 44 statt.

Ganz neu dabei ist ein mehrtägiger Kurs im Oktober im schönen Tirol in Zusammenarbeit mit dem Quartier Serverin. Es ist ein Kurs, bei dem wir ein wenig von allem machen Brote mit und ohne Sauerteig, verschiedenste Brötchen, Ciabatta und noch viel mehr. Auch bleibt in diesem Kurs Zeit für Experimente und das Entwickeln eines eigenen Rezeptes. Es wird also spannend! Weiterlesen

24. Juli 2021

Emmer-Dinkel-Haferbrot

Emmer-Dinkel-Haferbrot (2)

Die Inspiration für dieses Brot liefert das Porridgebrot, das ich diesen Winter gebacken habe. Mir schwebt ein ähnliches Brot vor, allerdings mit Emmer als Hauptmehl. Da Emmer bekanntermaßen einen weicheren und schwächeren Kleber hat als Dinkel, entschied ich mich ein wenig Dinkelmehl als Beimischung zu verwenden, um das Glutennetz zu stärken. Auch Hagebuttenpulver als Vitamin C-Quelle und enzymaktives Bohnenmehl kamen aus dem gleichen Grund mit in das Rezept. Ein Sauerteig sorgt für Aroma, ein klein wenig Hefe macht die Gare leichter kalkulierbar (das ist momentan hier immer noch sehr nötig).

Eigentlich hatte ich das Brot als Kastenbrot backen wollen, doch der Teig entwickelte sich so fantastisch, dass mir klar war: Das wird ein freigeschobenes Brot! Und da der Tag war, wie er im moment manchmal so ist (die Zähne plagen das jüngste Familienmitglied weiterhin sehr), durfte der Teig sehr lange gehen und wurde dabei regelmässsig gefaltet.  Dadurch entwickelte das Brot eine schöne mittelporige Krume – da das Brot hauptsächlich aus Emmer besteht, neige ich sogar fast schon zu der Aussage: grobporig.

Die lange Stockgare sorgt für ein schönes Aroma mit leichten Milchsäurenoten, das Haferflocken-Kochstück macht die Krume wunderbar flauschig und saftig (gut bei zahnenden Kleinkindern) und durch die Haferflocken und den Emmer kommt eine angenehme Nussigkeit ins Spiel. Insgesamt ist es ein Brot, das es gleich ganz nach oben auf die Lieblingsbroteliste kommt.

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10. Juli 2021

Käse-Kümmel-Knusperwaffeln (Auffrischrezept)

Käse-Kümmel-Knusperwaffeln (1)Manchmal bastelt man spontan ein Rezept zusammen, dass direkt ein großer Erfolg ist. Diese Knusperwaffeln sind so eine Geschichte. Und da wir von den frisch gebackenen Waffeln deutlich mehr gegessen hatten, als eine ausgewogene Ernährung erlaubt, erklärte ich die verbleibenden zu “Blog-Foto-Material”. Das Argument, dass das Rezept in jeden Falle auf den Blog gehört, damit wir es für eine Wiederholung schnell zur Hand haben,war auch für den Liebsten einleuchtend. Und so sind wir hier, mit unseren neuen Lieblingswaffeln!

Und falls noch jemand spontan ein Fernsehabend-Knabberkram-Rezept braucht (ob mit oder ohne Fußball): Hier ist das Rezept!

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