Meine Mutter brachte vom Urlaub an der Nordsee ein köstliches Brot mit. Es war ein Weißbrot, welches mit Rosinen und feinst geschnittenem Orangeat gespickt war. Der Teig war zudem ganz leicht mit Kardamom gewürzt. Diese Art von Brot lieben sie und ich sehr (die Männer der Familie allerdings weniger), und so hatte sie auch schon ein wenig recherchiert. Das Brot hatte sie einfach unter dem Namen “Rosinenbrot” gekauft, es wird im Norddeutschen aber auch als “Klöben” bezeichnet. Der Ausdruck Klöben kommt dabei wohl von dem Begriff für “spalten, hauen, schneiden, aufschlitzen” und bezieht sich laut der Welt auf den Längsschnitt, mit dem die Brote eingeschnitten werden. Damit ist es ein heißer Kandidat für meine “Regionale Brote”-Reihe.
Tag-Archiv: Biga
Dinkel-Emmer-Rosinenweckchen
Es sieht so aus, als bekäme ich auf der Rosinenfront Verstärkung. Das Krümmelchen hat die Weckchen nämlich mit großer Begeisterung und regelmäßigen “hm”-Lauten verzehrt. Und da das Kindelein zwar gerne, aber tendenziell eher wenig isst, freute mich das natürlich doppelt.
Die Brötchen bekommen durch Dinkel und Emmer eine feine Nussigkeit. Die Saftigkeit wird dieses Mal durch eine kleine Menge Quark erreicht. Und da ich den Zucker in der kindlichen Ernährung eher sehr sparsam einsetze, kommt die Süße der Weckchen allein von den Rosinen. Wer einen süßen Teig bevorzugt, gibt einfach 50-75g Zucker gegen Ende der Knetzeit zum Teig hinzu.
Bremer Kanelbrötchen
Ich freue mich immer sehr, wenn mich Leser auf weitere regionale Brot-Rezepte aufmerksam machen. So geschehen bei den Zimties im Februar, als Insa mir den Tipp mit den Bremer Kanelbrötchen gab. Und die Brötchen hüpften ganz nach oben auf meine Nachbackliste.
Den Begriff “Kanel” kennen die meisten von den schwedischen Kanelbullar. Und nicht nur im Schwedischen, auch im Dänischen heißt der Zimt Kanel. Auch im Mittelhochdeutschen gibt es den Begriff Kanêl für Zimtstange. Und das spannende bei den Kanelbrötchen ist, dass der Zimt nicht als Füllung in den Teig geben sondern mit Zucker und Semmelbrösel gemischt wird . Die Brötchen werden dann in dieser Mischung gewälzt, wodurch die Brötchen eine leicht karamellig-zimtige Knusperhülle bekommen.
Das Krümmelchen war auch sehr angetan und hat das Foto-Shooting für den Blog genutzt, um direkt mehre Brötchen anzulutschen 😀 Und auch der Rest der Familie hat die Brötchen beim Frühstück sehr genossen. Von daher gibt es eine dicke Nachbackempfehlung von uns allen.
Mainzer Neujahrsbopp
Der Neujahrsbopp ist ein sogenanntes Gebildebrot, bei dem die beiden Knubbel an den Enden für das alte und das neue Jahr stehen, während die 12fache Unterteilung des Laibs die zwölf Monate darstellt. Während in der Mainzer Region der Neujahrsbopp in Brotgröße gebacken wird, bäckt man in Frankfurt ein ähnliches Gebäck in Brötchengröße namens Stutzweck. In beiden Varianten sind es heiße Kandiaten für meine Sammlung an regionalen Rezepten. Und wieder einmal bemerke ich, dass sich gerade zu den Festtagen die regionalen Besonderheiten besonders gut erhalten haben!
Der Teig für dieses Gebäck ist ein typischer Hefefeinteig. Bei mir gibt es ihn mit einer Biga als Aromageber, das Salz-Hefe-Verfahren sorgt dafür, das der Teig besonders gut aufgeht. Etwas Orangenabrieb und Vanille machen ein festliches Gebäck aus ihm.
Kartoffelstuten
Den Kartoffelstuten habe ich vor einiger Zeit aus dem Rezept-Archiv ausgegraben. Es ist mal wieder ein Rezept, das ich aus dem Brunnen der Manuskripte befreien musste. Dabei hatte ich den Stuten vor zwei Jahren mehrfach in verschiedenen Variationen gebacken – was bei mir immer ein Zeichen von großer Beliebtheit ist. Was bisher zur Veröffentlichung fehlte? Bilder, mit denen ich auch zufrieden bin. Und darum habe ich den Kartoffelstuten jetzt noch mal gebacken und war rundum zufrieden – sowohl mit dem Brot als auch mit den Bildern.
Ähnlich wie bei meinem Lieblingszopf kommt das Fett im Teig nicht nur von der Butter, sondern durch eine ordentliche Portion Sahne. Dabei wirkt der Teig zu Beginn sehr trocken, doch die Kartoffel gibt beim Kneten nach und nach noch Wasser an den Teig ab, darum sollte man sich mit einer zusätzlichen Flüssigkeitszugabe gedulden. Am Ende erhält man eine seidig-glatten Teig mit vollständig ausgekneteten Glutengerüst. Dabei ist das Rezept wirklich variabel. Mit einer Biga als Vorteig oder mit süßem Starter, pur, mit Rosinen oder mit Schokoladentropfen, in der Kastenform oder im Backrahmen -jede dieser Varianten besticht durch ein flauschig-weiche Krume und einem vielschichtigen Aroma.
Lussekatter
Lange ist es her, dass ich ein Lussekatter-Rezept veröffentlicht habe. Dabei habe ich aber schon damals festgestellt, dass es zwei Varianten in schwedischen Blogs gibt: Rezepte mit und Rezepte ohne Quark. Die Quark-Variante war dementsprechend seit langen auf der toDo-Liste. Schon Weihnachten 2016 standen sie auf meinem Plan, aber ein furchbarer grippaler Infekt verhinderte die Ausführung. Und so hat es weitere drei Jahre gebraucht, bis ich endlich die Lussekatter mit Quark gebacken habe.
Sie sind ausgesprochen köstlich geworden. Ein Hauch von Kardamom rundet das Aroma ab, ohne aber wahrnehmbar hervorzuschmecken, während der Safran im Vordergrund steht. Wie bei meinem Lieblingszopf ist auch hier ein Teil der Butter durch Sahne ersetzt worden, wodurch der Teig wunderbar für die kalte Gare über Nacht geeigent ist. Ob man lieber die Stück- oder Stockgare im Kühlschrank macht, bleibt dabei jedem selbst überlassen.
Aachener Streuselbrötchen
Für den österlichen Frühstückstisch sind auch die Streuselbrötchen aus Aachen bestens geeignet. Dabei handelt es sich um süße Milchbrötchen, die nach dem Formen in Butterstreusel gedrückt werden. Dadurch bekommen die Brötchen zum einen ihre typische Form, zum anderen haften die Brösel auch gut am Gebäck. Die Streusel sehen nach dieser leicht groben Behandlung zwar erstmal etwas platt und flächig aus, das erledigt sich aber glücklicherweise während des Gehens von alleine.
Die Brötchen sind für Streusel-Liebhaber wie mich genau das richtige: Süß, buttrig, lecker. Mit etwas Butter bestrichen sind sie ein Frühstücks-Träumchen! Warum sie nur in Aachen gebacken werden, ist mir darum auch ein Rätsel!
Rheinische Neujährchen
Neben der traditionellen Neujahrsbrezel und den Westerwälder Neujährchen habe ich für das Neujahrsfrühstück auch noch die Rheinischen Neujährchen gebacken. Erstaunlicherweise waren mir diese Neujährchen gar nicht bekannt, obwohl das Bergische Land doch direkt an das Rheinland grenzt. Aber wie das mit solchen Traditionen so ist, manchmal sind sie regional eng begrenzt. Das Neujährchen in dieser Form scheint eher in Düsseldorf und am Niederrhein heimisch zu sein.
Die Form des Gebäcks dagegen wird dem einem oder anderen vielleicht auch bekannt vorkommen: Auch Lussekatter können in dieser Form gebacken werden und auch die “einfache Form” aus nur einem Strang gibt es sowohl beim schwedischen Lussekatter als auch beim Rheinischen Neujährchen. Aber nicht nur dort findet man diese Art von Brot: auch im Südtirol bäckt man so in der Weihnachtszeit das Thomasradl. Daran sieht man, dass so geformtes Gebäck seine Wurzeln in der vorchristlichen Zeit haben. Auch die Deutung des Neujährchens als “Sonne” spricht dafür, dass sein Ursprung wohl in den vorchristlichen Traditionen des Mitwinter-Festes zu suchen ist.
Martinsbrezel
Die Martins- oder Zuckerbrezel gehört – mal wieder – zu einem regionalen Brauchtum, dass mir nicht bekannt war. Hier im Bergischen werden – genau wie im Rheinland – Weckmänner gebacken und an Sankt Martin verteilt. Und so musste ich erstmal ein wenig recherchieren, als mich Susanne auf die Zuckerbrezel aufmerksam machte. Interessanterweise scheint sie in verschiedenen Varianten recht weit verbreitet zu sein. Es gibt zwei Hauptvarianten: mit Hagelzucker bestreut oder in feinen Zucker gewälzt. Ich habe mich für “in Zucker gewälzt” entschieden, da dies die Variante war, von der mir Susanne erzählte.
Damit der Zucker auf der Brezel hält, wird diese nach dem Backen erst mit flüssiger Butter abgestrichen und dann in Zucker gewälzt. Das sorgt auch dafür, dass die Brezel nicht so schnell austrocknet. Da durch die Zuckerhülle die Brezel bereits süß wird, habe ich den Teig wenig gesüßt. Und dann ist die Kombination aus flauschig weicher Brezel und fein knirschend Zuckerkristallen einfach nur herrlich!
Butter-Blatz
In den vergangen Wochen habe ich mich fleißig durch allerlei Mehlreste gebacken, die vor allem beim Rezeptentwickeln für den letzten Backkurs angefallen sind. Gerade die Urgetreidereste mussten dringend verbraucht werden. Jetzt ist die Mehlkiste (so gut wie) aufgeräumt und ich kann mich wieder meinen persönlichen Lieblingen zuwenden: Regionalen Brotrezepten.
Regionale Brote sind Brote, die dort, wo man aufgewachsen ist, ganz normal sind, die man aber in anderen Regionen nicht bekommt. Das macht das Finden von regionalen Rezepten etwas schwierig. Man merkt nur dann, dass dieses Brot etwas besonderes ist, wenn man in eine andere Gegend zieht. Nicht desto trotz stöbere ich immer wieder kleine Schätze auf oder bekomme von aufmerksamen Lesern einen Hinweis. In den nächsten Wochen möchte ich mich meiner Sammlung wieder etwas intensiver widmen. Und wie immer gilt: Ich freue mich über weitere Vorschläge oder Wünsche!