Ich bin ein bisschen verrückt.
Nur um das einmal offiziell festzuhalten.
Und so bin ich am letzten Wochenende auf die Idee gekommen, Malzsirup einmal selbst herzustellen. Immerhin hat der Liebste seit einiger Zeit alle Zutaten, die man für das Bierbrauen braucht im Haus und wir haben auch schon mehrfach erfolgreich Bier gebraut. Bei der Suche nach Schätzen im Vorratsschrank für Susannes Blogevent ist mir ein Rest geschrotetes Malz vom letzten Bierbrauen in die Finger gefallen, das dringend (!) aufgebraucht werden musste. Also habe ich nicht lange gefackelt und eine Maische angesetzt. Bei den Minimengen, die wir normalerweise brauen (6 Liter pro Brautag), hat es sich bewährt, die Maische im Backofen warmzuhalten. Man trifft dabei zwar nicht ganz exakt das Temperaturoptimum der Enzyme, aber es ist für uns Amateur-Bierbrauer durchaus ausreichend. Nach dem Abläutern (Abfiltern) habe ich die Malzlösung so lange auf dem Herd köcheln lassen, bis ein dicker Sirup entstanden war.
Und der sieht nicht nur aus wie der Malzextrakt, den ich zum Brotbacken verwende, er schmeckt auch so. Ich werde bestimmt nicht anfangen, meinen Malzsirup jetzt immer selbst zu kochen, aber es ist gut zu wissen, dass ich es könnte, wenn ich wollte.
Malzsirup
- 65g Pilsener Malz
- 390g Münchener Malz
- 25g Caramalz Hell
- 5g Farbmalz
- 1l Wasser
Wasser auf 50°C erwärmen und das Malz einrühren.
Den Backofen auf 50°C erhitzen und den Topf mit dem Malz 30 min in den Ofen stellen (Eiweiß-Rast)
Nun die Maische auf dem Herd unter Rühren auf 63°C erhitzen und den Topf in den auf 60°C vorgeheizten Ofen stellen. 60 min bei 60°C stehen lassen.
Nun auf dem Herd unter Rühren auf 73°C erhitzen und den Topf in den auf 70°C vorgeheizten Ofen stellen. 60 min die Temperatur halten.
Nun auf dem Herd unter Rühren auf 78°C erhitzen und den Topf in den auf 80°C vorgeheizten Ofen stellen. 20 min die Temperatur halten.
Jodeprobe machen um zu überprüfen, ob die Stärke komplett abgebaut ist.
Durch ein Tuch (Käseleinen) abgießen und die Flüssigkeit (Würze) auffangen.
Die Würze auf dem Herd zum Kochen bringen und unter regelmässigen umrühren so lange köcheln lassen, bis der Sud etwa um die Hälfte einreduziert ist und ein dickflüssiger Sirup entstanden ist.
English (UK)
Hi Stefanie!
I don’t think you’re ‘a little bit crazy’ … You’re just enough ‘into bread things’.. I think it’s really positive to create so many things only using imagination and desire to make things the right way 😉 applause for you!
Oana
@Oana: To be a little bit crazy is not bad – as my colleague put it: “Being crazy means to have more fun” 😀
Jetzt hast Du mich auf die Idee gebracht, dass ich ja Biermalz zu meinen Vorräten hinzugesellen könnte. Die Verwendungsmöglichkeiten, auf die ich stoße, werden immer vielfältiger….. 🙂
@Susanne: Ja, man kann schon auf Ideen kommen. Und der Treber, der beim Maischen übrigbleibt, ergibt getrocknet und vermahlen ein sehr leckeres, ballaststpffreiches Mehl.
I agree ! 🙂
Ich bin grade erst über die Notwendigkeit von Malz gestossen bei Deinem letzten Brötchenrezept. Das habe ich in Ermangelung mal ohne Malz angesetzt und heute gebacken. Lecker ( danke ! ) aber jetzt brauch ich Malz ! 🙂
Beim nähen und basteln ist es doch genauso. Klar kann man Schrägband oder Pappmachee fertig kaufen , aber selbstgemacht ist eben doch was anderes ….
@Marion: Da hast du natürlich recht, es ist viel mehr das Eigene, wenn man alles selbst macht. Der nächste Schritt wäre dann noch Getreide keimen zu lassen und selbst zu rösten. Das wäre eine Überlegung wert…
Kleine Glässer mit Malzsirup bekommst du auch im Bioladen, aber wenn man es häufiger braucht, lohnt es sich, entweder bei einer Mühle oder bei einem Heimbrauerversand eine große Dose zu bestellen.
…. aber der Malzsirup im Bioladen ist doch sehr teuer. Ich habe gerade mal genascht. Lecker!! Könnte ich auch Zuckerrübenkraut nehmen. Hat Ähnlichkeiten 😋
Liebe Grüße von Ulla
@Ulla: Grundsätzlich geht das auch – gibt dann halt einen etwas anderen Geschmack. Falls du mal zur Horbacher Mühle kommst, da kostet ein Kilo Aromamalz etwas weniger als 5 Euro. Das ist deutlich preiswerter als der Sirup aus dem Bioladen.
Danke, das ist ein guter Tipp!
Lieben Gruß von Ulla
Genau für solche in die Tiefe gehenden versuche mag ich diesen Blog.
Wie wäre es mal mit einem Beitrag darüber, was malz überhaupt ist, wie es gemacht wird und in welchen verarbeitungsschritten es warum für brotbäcker wichtig ist.
Mit mehr Hintergrundwissen kann man nämlich auch besser abschätzen, ob und wie eine Zutat zu ersetzen ist.
@Claudia: Schau mal hier 🙂 Wenn du noch mehr Tief gut findest, sag Bescheid, dann schaue ich mal, was ich machen kann 🙂
Kann ich auch flüssiges Gerstenmalz bei dem Rezept verwenden oder Aromamalz (inaktiv) Wenn ja, müsste ich bei dem Aromamalz dann etwas mehr Wasser in den Teig tun?
@Josef: Die Menge Wasser im Malz ist so gering, dass das keine Auswirkungen auf den Teig hat – da ist die Messtoleranz der Waage höher. Von daher kann man das Malz 1:1 ersetzen, ohne dass man einen unterschied merkt.
Hallo STefanie!
Im Rezept hast du 3 Malztypen in unterschiedlichen Mengen angeführt. Kann man diese Malztypen auch austauschen und auch die Mengen anders zusammenstellen ? – Erhält man dadurch dann nur einen anderen Geschmack, oder ist auch der Prozess der Umwandlung von der Malzzusammenstellung abhängig … !? (Enzymtätigkeit – helleres – dünkleres Malz) ?
@Rudiolf: Das Röstmalz (dunkel) ist wenig bis gar nicht Enzymaktiv. Darum braucht man auf jeden Fall auch ein helles Malz, das dann die benötigten Enzyme liefert. Und du kannst munter die Malzsorten kombinieren und tauschen – so machen es die Brauer ja auch.
alles klar, danke, kenn mich aus … – habs mir so gedacht, wollte aber sicher gehen ! Werde damit bald mal loslegen.. die Neugier drängt :-)!
Wann und warum solltest man sich zwischen aktives Malz oder inaktives Malz entscheiden?
@Peter: Inaktives Malz ist ein Aromageber während aktives Malz aufgrund der enthaltenen Enzyme die Krumen- und Krusteneigenschaften beeinflusst. Von daher gibt es auch Rezepte, bei denen beides zum Einsatz kommt. Mehr Infos zum Thema Malz gibt es auch hier bei den häufigen Fragen.