Mir juckt es ja in den Fingern, euch dieses Brot als “schnelles” Brot anzupreisen. Immerhin braucht man gerade mal 8,5 Stunden vom Ansetzen der beiden Sauerteige bis zum fertigen Brot. Sprich: Wer sich morgens um acht spontan dazu entschließt Brot backen zu wollen, kann abends um sechs das (sogar bereits abgekühlte) Brot auf den Tisch stellen. Möglich machen das der süße Starter und der Berliner Kurzsauer, die beide maximal 4 Stunden zum Reifen brauchen. Und wer die Möglichkeit hat, beide Sauerteige bei verschiedenen Temperaturen gehen zu lassen, der kann beim Berliner Kurzsauer sogar noch eine weitere Stunde einsparen.
Der Berliner Kurzsauer ist eine einstufige Kurzführung für Roggensauerteig und wurde bereits 1942 von Pelshenke und Schulz entwickelt. Durch die verhältnismäßig hohe Temperatur wird die Stoffwechseltätigkeit der nur Milchsäure produzierenden Lactobakterien (also die sogenannten Homofermenter) angeregt und man erhält einen aromatischen, nicht zu sauren Sauerteig. Der Nachteil an dieser Sauerteigführung ist die fehlende Triebkraft. Daher habe ich den Kurzsauer mit einem triebstarken süßen Starter und einer kleinen Menge Hefe kombiniert.
Da beide Sauerteige bei hoher Temperatur geführt werden, bringen sie viel Wärme mit in den Teig. Darum ist es wichtig – gerade bei den momentan herschenden Aussentemperaturen – den Teig mit kaltem Wasser anzusetzen, damit die Teigtemperatur nicht zu hoch wird. Bei zu hoher Teigtemperatur leidet sonst die Glutenentwicklung und der Teig altert schneller . Damit das Wasser die richtige Temperatur hat wenn ich den Teig knete, habe ich es zeitgleich mit dem Ansetzen der Sauerteige in den Kühlschrank gestellt.
Das Brot ist ein aromatischer Volltreffer, dessen Geschmack von den beiden milden Sauerteigen bestimmt wird. Die Kruste ist herrlich rösch und ähnlich wie beim Westfälischen Bauerstuten sorgt eine kräftige Portion Butter dafür, dass die Krume locker und zart wird.
Weizenmischbrot 80/20
ergibt 2 Brote von je 800g
Berliner Kurzsauer
- 40g Roggensauerteig
- 200g Roggenmehl Type 1150
- 200g Wasser
- 120g Süßer Starter
- 120g Mehl Type 550
- 60g Wasser
Teig
- Süßer Starter
- Berliner Kurzsauer
- 600g Mehl Type 550
- 325g kaltes Wasser (8°C)
- 50g Butter
- 20g inaktives Malz
- 20g Salz
- 10g Hefe
Die Zutaten für den Berliner Kurzsauer miteinander verrühren und bei 30°C 4 Stunden gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. (Alternativ 3 Stunden bei 35°C)
Die Zutaten für den Süßen Starter miteinander verkneten und bei 30°C 3 Stunden gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat.
Alle Zutaten für den Teig erst 5 min bei langsamer Geschwindigkeit kneten, dann weitere 8 min bei schneller Geschwindigkeit bis zu einer mittleren Glutenentwicklung kneten.
90 min bei Raumtemperatur gehen lassen.
Nun den Teig halbieren, kurz entspannen lassen und zu zwei länglichen Broten formen. Diese mit dem Schluss nach oben in Gärkörbchen geben.
80 min gehen lassen.
Den Brotbackstein in der Zwischenzeit auf 250°C aufheizen.
Das Brot auf den Brotschieber stürzen, einschneiden und in den Ofen einschießen. Für Dampf sorgen und die Brote 50 min backen, dabei die Temperatur nach 10 min auf 190°C reduzieren.
English (UK)
Dass ich keinen süßen Starter habe, dauert mich beim Anblick deines herrlichen Brotes gerade sehr. Das hätte ich dir sonst umgehend nachgebacken. Sieht super aus!
@Micha: Du könntest aber bestimmt deinen hyperaktiven Sauerteig dafür verwenden. Der schafft es doch bestimmt, sich innerhalb von 3-4 Stunden zu verdoppeln. Wenn du 100g Sauerteig mit 150g Mehl und 50g Wasser für einen festen Sauerteig nimmst, dann sollte das auch ein sehr schön aromatisches Brot werden. Evtl. einen Ticken saurer als dieses hier, aber das ist ja auch lecker!
Alternativ (da verliert man allerdings den gesamt Zeitvorteil) ist eine Biga ein guter Ersatz. Evtl. mit einem kleinen Löffelchen Sauerteig drin.
Hallo Stefanie, wenn du schreibst Roggensauerteig dann ist hier ein fertiger Sauerteig und nicht das ASG gemeint oder?
Grüße Martina
@Martina: Ich meine damit Roggen-Anstellgut. Aber wenn du nur Weizen hast, geht das genauso gut!
Hallo Stefanie,
meinst du, ich könnte die 10 g Hefe auch einfach weglassen?
Herzliche Grüße
Rosemarie
@Rosemarie: Das kannst du machen, aber dann wird sich die Stückgare deutlich verlängern, da der Kurzsauer kaum bis keine Triebkraft mitbringt und der Trieb dann hauptsächlich vom süßen Starter kommt.
Hallo Stefanie,
jetzt bin ich auch infiziert,
ich bin einen süßen Starter am füttern, will ja immer noch meinen perfekten??? Butterkuchen backen.
– das, was eigentlich weg soll/muss, habe ich aufgehoben, du schreibest hier im Rezept vom Mischbrot als Zutat
300g süssen Starter( neu angefüttert). kann ich die Reste auch so, fertig aus dem Kühlschrank, an andere Brote….., dann einfach die Wassermenge dafür weniger??? oder sollte man ein gewisses Verhältnis dafür einhalten???
bislang wiege ich die Wassermenge für meine Brote nicht genau ab, nehme soviel bis mir der Teig richtig erscheint.
Hefe bislang immer ca 1% der Mehlmenge. bei Hefebrot. Früher hab ich immer soviel Hefe genommen wie bei manchen Rezepten angegeben war. Mir war es immer viel zu viel. Ich mag nicht so, wenn die Hefe so vorschmeckt. Es geht ja auch anders.
Gott sei Dank gibt es einige liebe Menschen wie Dich, die bereitwillig ihre schönen Rezepte öffentlich …….
und mit Rat zur Seite stehen.
Momentan mußt du leiden-
ich weiß, Fragen über Fragen aber man lernt ja nie aus, sollte immer offen für Neues sein.
Ich probiere viel, aber wegschm….. mag ich nicht so gerne. Deshalb vorher lieber fragen.
LG
Betty
@Betty: Klar kannst du das machen. Ich würde den Süßen Starter z.B. anstelle eines Pâte Fermentée einsetzen (und die Wassermenge entsprechend anpassen). Bei einem Rezept ohne Vorteig kannst du aber auch bei einem Kilo Mehl bis zu maximal 300g Mehl (also 450g Starter) durch den süßen Starter ersetzen. Die Wassermenge muss entsprechend um 150g reduziert werden. Und wenn du das Hefearoma nicht so magst, wird der süße Starter dir bestimmt gefallen, denn dann kann man die Hefe nochmal zurücknehmen oder ganz weglassen.
Hallo Stefanie,
ich würde gerne dieses Weizenmischbrot backen, habe aber leider (noch) keinen süßen Starter. Ich habe zwar schon einmal probiert, einen zu anzusetzen, aber der ist – vermutlich aus Vernachlässigung 🙂 – ganz schnell zu Grunde gegangen.
Aber der nächste Versuch ist schon in Planung! 🙂 Da ich aber mit dem Brot nicht so lange warten möchte, habe ich noch einige Fragen:
– der süße Starter kann ja auch durch eine Biga ersetzt werden, wie ich gelesen habe, aber mit welchen Mengen setze ich denn die Biga an?
– ich habe derzeit nur einen Weizensauerteig im Kühlschrank, kann ich den auf einen Roggensauerteig umstellen, indem ich einfach einige Male statt mit 550er Mehl mit Roggenvollkornmehl füttere?
– ist inaktives Malz dasselbe wie Gerstenmalzextrakt oder benötige ich richtiges Malzpulver? Ich lerne einfach nicht den Unterschied zwischen inaktivem und aktivem Malz…
Vielen lieben Dank für die ganze Mühe, die du dir mit diesem tollen Blog machst!
LG
Franzie
@Franzie: Ja, so ein süßer Starter braucht etwas Aufmerksamkeit – das ist aber auch der einziger Nachteil 😉
Zu deinen Fragen:
– Die Biga muss mengenmäßig dem süßen Starter entsprechen, in diesem Fall musst du sie aus 200g Mehl, 100g Wasser und 2g Hefe ansetzen. Sie sollte etwa 16 Stunden im Kühlschrank reifen.
– Den Weizensauer kannst du mit ein paar Mal füttern auf Roggen umerziehen. Wenn du ihn aber nur für dieses Rezept brauchst, würde ich den Kurzsauer einfach mit dem Weizensauer ansetzen, das geht auch. Ich bin bei solchen Dingen ja brutal 😉
– Gerstenmalzextrakt sollte das gleiche sein wie inaktives Malz. Wenn du dir unsicher bist, ob dein Malz aktiv ist oder inaktiv, dann kannst du das testen, indem du etwas Stärke mit Wasser aufkochst, so dass du einen Pudding hast. Auf mindestens 50°C abkühlen lassen, und das Malz einrühren. Ein wenig stehen lassen (30 min) und dann gucken: Ist der Pudding flüssig geworden ist das Malz aktiv, da die Amylasen im Malz die Stärke zersetzt haben. Bei inaktiven Malz bleibt der Pudding fest.
Vielen lieben Dank für deine wie immer schnelle, informative und ausführliche Antwort! Dann werde ich das mal ausprobieren 🙂
Von Kekki habe ich diese herrlichen Bilder des 80/20ers bekommen. Sie hat anstelle des Kurzsauers folgenden Roggensauer verwendet: Roggenvollkornschrot fein, 14-16 Std. Gärzeit, 5% ASG
Hallo Stefanie,
nachdem das (heute mittag gebackene) Ciabatta in meiner Küche zu verdunsten schien, hab ich vorsichtshalber im Laufe des Vormittags noch das 80/20 angesetzt. Beides ist Klasse geworden – das Ciabatta hatte genial große Poren und ist verflucht lecker (gewesen, da schon alle…)
und das 80/20 gefällt mir richtig gut. Mal sehen, wie es um die Haltbarkeit bestellt ist, ich glaube, es könnte sich zu einem schönen Alltagsbrot hier mausern. Zeit- und Arbeitsaufwand halten sich ja doch in Grenzen.
Liebe Grüße,
Sabo
Hi!Ich habe vor 3 Tagen deine Seite entdeckt und da ich Brotbacken u.backen im allgemeinen liebe,finde ich sie super!Ich mag Seiten wie plötzb.usw.,aber deine Rezepte sind einfach beschrieben und sehr lecker!Keine 2 min.Worte von denen Anfänger oder Normalsterbliche noch nie was gehoert haben u.erst nachschlagen müssen.Danke dafuer!Ich bin schon jetzt ein grosser Fan!!!
@Samira: Dann sage ich mal: Herzlich Willkommen! Die Verständlichkeit und gute Durchführbarkeit ist mir tatsächlich ein großes Anliegen, weshalb ich auch hauptsächlich Rezepte mit “üblichen” Mehlsorten backen. Spezialmehlsorten wie italienische / französische / schweizer Mehle versuche ich so weit es geht zu vermeiden – auch um die Transportwege kurz zu halten.
Liebe Stefanie,
da bekommt das Weizenmischbrot Nr 2 doch noch einen Konkurrenten!
Und der süße Starter ist so langsam auch nicht mehr wegzudenken!
Ein tolles Brot, danke für‘s Rezept !
Grüße, Nicole
@Nicole: Das freut mich 😀
Beim Einleitungssatz hatte ich die Hoffnung, das ich hier auf ein Rezept gestoßen bin, dass ich als Berufstätiger auch in der Woche backen kann. Ich komme sonst immer nur am Wochenende zum Brotbacken, da die Rezept keine langen Pausen vertragen.
Ich suche noch etwas an dem ich Abends 2-3 Stunden arbeiten kann, nachdem der Sauerteig von morgens 10-12 Stunden oder vom Vorabend 24 Stunden gegangen ist, und das dann nochmal 20 Stunden kalte Gare verträgt um am nächsten Abend in 2-3 Stunden gebacken zu werden. Oder morgens den Sauerteig ansetzen und Abends in maximal 4 Stunden Stock-/Stückgare und Backen. Falls Du so etwas in Deinem Rezeptkästchen hast würde ich mich über einen Link sehr freuen.
Danke
Jens
@Jens: Ich kann dir das “Feierabend-Brot” ans Herz legen. Da kommt “alter” Sauerteig und süßer Starter / Lievito madre als Geschmacksgeber in den Teig und die Stockgare des Teiges beträgt 20 Stunden im Kühlschrank. Am nächsten Tag mussst du am späten Nachmittag / frühen Abend das Brot nur noch formen, gehen lassen und backen.
Danke Stefanie,
das ist auf jeden Fall machbar, super. Inaktives Malz muss ich mir noch besorgen dann versuche ich das mal.
Oder gibt es einen einfachen Weg aus aktivem Malz inaktives zu machen… mit etwas Wasser kurz aufkochen oder so?
Gruß
Jens
@Jens: Du kannst es auf 90°C im Ofen erhitzen. Ich kann aber nicht versprechen, dass es dann den Malzgeschmack bringt, den inaktives Malz hat. Du kannst aber auch Rübensirup, Honig oder reinen Malzkaffee als Ersatz nehmen.
Mit kleinen Umbauten am Rezept sollte übrigens auch das Urige für dich funktionieren. Ich würde die Anstellgutmenge verdoppeln und den Sauerteig etwas wärmer bei 25°C ca. 12 Stunden gehen lassen. Dann sollte es gut klappen mit diesem Schema: Morgens Sauerteig ansetzen, abends den Teig kneten und am nächsten Abend das Brot formen und gehen lassen. Je nachdem, wie lange der Teig steht,. könnte man die Hefemenge im Teig leicht reduzieren auf 7g.
Und was auch für dich funktionieren könnte: Poolish, der 24 Stunden im Kühlschrank geht. Das habe ich bei diesem Rezept gemacht. Das müsste grundsätzlich auch in dein “Beuteschema” passen. Bei einer Stockgare von 20-24 Stunden würde ich hier aber auch die Hefemenge auf 8-10g reduzieren und lieber die Stückgare bei Bedarf ein bisschen verlängern.
Hallo Stefanie,
das sind ja sehr hilfreiche Tips, danke Dir – wieder ein Puzzleteilchen am richtigen Platz.
Ich backe auch erst seit ein paar Wochen und mit der Zeit kommt sicher mehr Verständnis für die Zusammenhänge damit ich mir Rezepte entsprechend anpassen kann. Aber im Moment helfen mir Deine Anleitungen sehr, die lange Wartezeit in der Wochenmitte zu überbrücken. Ich werde mir heute mal direkt eines der Rezepte vornehmen.
Gruß
Jens
Liebe Stefanie, eine lustige Geschichte zu diesem Brot und deinem gelungenen Rezept! Nach dem Lockdown bin ich gestern nach dem ersten Schultag in BrotNot geraten, sollte doch mein Kind mit ordentlichem Brot zur Schule gehen .Durch Glück bin ich auf dein Rezept gestoßen, es hat alles wunderbar funktioniert, die Sauerteige sind gut aufgegangen, der Teig war etwas weich, so dass ich noch 5 g Flohsamen Schalen eingearbeitet habe. Gleich nach diesem Brot habe ich einen anderen Teig geknetet, der mit Übernachtgare und nur 0,5g Hefe in den Keller wandern sollte. Stell dir vor, ich habe die Tage verwechselt. Der Teigling, der über Nacht ruhen sollte, blieb bei Zimmertemperatur stehen, der 80/20 Teig wanderte in den 16° kalten Keller. Exakt nach 90 Minuten wanderte denn der Zimmertemperaturteigling in den GärKorb und ich war schon sehr erstaunt, dass sich überhaupt nichts getan hat. Zufälligerweise ging ich eine halbe Stunde später im Keller an dem 80/20 Teig vorbei,, der trotz 16° Temperatur hervorragend aufgegangen war! Der Ofen war schon an, es war mittlerweile 22:30 Uhr, also habe ich deinen Teig nur noch 30 Minuten in der GärKorb gelegt und dann abgebacken. So ein lecker Fluffiges und leichtes Brot! Und ein toller Geschmack durch die beiden Sauerteige. Wie gelingsicher sind deine Rezepte, dass sie selbst solche Abenteuer überstehen! Vielen herzlichen Dank dafür, Nicole